Premierengeflüster #8

Schauen Sie mit uns schon vor der Premiere hinter die Kulissen der Neuproduktionen. Unterschiedliche Menschen aus dem Theater stellen sich vor und erzählen von ihrer Arbeit. Freuen Sie sich auf lebendiges, vielfältiges und manchmal noch geheimes Premierengeflüster – Diesmal: Schauspielerin, Regisseurin und Autorin Sandra Keck über die Arbeit zu Drei Engels för denn‘ Nikolaus!

 

Sandra Keck ist 35 Jahre am Hamburger Ohnsorg Theater zu Hause. Dort arbeitete sie mit Rolf Petersen zusammen, der nunmehr seit 2003 Direktor der Fritz-Reuter-Bühne ist. Er ist es auch, der sie für das Niederdeutsche Weihnachtsstück Drei Engels för denn‘ Nikolaus ans Mecklenburgische Staatstheater holt. Sandra Keck, selbst Schauspielerin, Regisseurin und Autorin, schreibt das Stück, das sie jetzt inszeniert selbst und wünscht sich, dass wir an Weihnachten alle ein bisschen mehr zusammenrutschen.

 

Was bringst du aus Hamburg mit?
Ich bin dafür bekannt, dass in meinen Ensembles relativ gute Stimmung herrscht. Da ich ja selbst Schauspielerin bin, finde ich es immer sehr angenehm, wenn Regisseure in der Lage sind, das Ensemble zu "ihrem" zu machen, auch, indem sie Fröhlichkeit und Spaß an der Arbeit vermitteln. Meiner Meinung nach, lässt es sich mit guter Laune besser arbeiten. Die Proben sind dadurch jedoch nicht weniger anstrengend. Wir kommen in den Proben zu Drei Engels för denn‘ Nikolaus sehr gut und sehr schnell voran, dass liegt an der Disziplin des Ensembles. Aber es ist Spaß mit Disziplin.

 

Worum geht es in diesem beschwingten Weihnachtsprogramm?
Drei junge Frauen machen sich zu Weihnachten auf in den Süden zu ihren Familien. Ein Schneesturm lässt sie bei dem wortkargen missmutigen Nikolaus in einer Kneipe in Dömitz an der Elbe stranden. Die drei "Engel" helfen dem Nikolaus, den Geist der Weihnacht wiederzufinden. Am Ende fahren alle vier zu ihren Familien, um das Weihnachtsfest zu feiern.

 

Das Stück Drei Engels för denn' Nikolaus ist von dir. Bist du ein großer Weihnachtsfan oder was hat dich inspiriert?
Das kam auf einem lustigen, ungewöhnlichen Weg zustande. Ich habe mich mit Katharina Mahnke, die für die Dramaturgie an der Fritz-Reuter-Bühne zuständig ist, zusammengesetzt und sie erzählte mir, den Titel Drei Engels för denn‘ Nikolaus würde es schon geben, aber das Stück fehle noch. Eigentlich schreibt man erst das Stück und macht dann den Titel – hier war es umgekehrt. Gemeinsam fiel es uns aber nicht schwer, auf eine Idee zu kommen – und daraufhin habe ich dann das Stück geschrieben.

 

Bist du kritischer in der Umsetzung, weil es aus deiner Feder stammt?
Ja. Ich habe ungefähr zwanzig Stücke auf dem Markt und mit meinen Stücken bin ich sehr viel kritischer, weil ich sie natürlich ganz anders im Kopf habe, als viele Stücke, die mir als Regisseurin zum Inszenieren angeboten werden.

 

Kritischer mit dir oder mit den Darsteller:innen?
Mit mir, aber auch mit den Darstellern. Ich habe natürlich ein noch festeres Bild im Kopf, das ich gerne umgesetzt haben möchte. Das entsteht ja schon beim Schreiben. Eigene Stücke sind wie Babys. Da muss man sehr cool werden im Laufe der Jahre, wenn sie mit anderen Regisseur*innen laufen lernen.

 

Du strahlst selbst so viel Lebensfreude aus. Kaum vorstellbar, dass sich das nicht auch auf das Team, die gemeinsame Arbeit und schließlich auf die Produktion auswirkt. Geht’s aber auch mal etwas taffer zur Sache? Also schimpfst du auch mal? Und wenn, auf platt?
Witzig, das mach‘ ich nicht. Ich bin allerdings auch nicht Plattdeutsch aufgewachsen, sondern habe das Plattdeutsche im Grunde fürs Ohnsorg Theater gelernt. Dadurch, dass ich schon mit zwanzig Jahren am Ohnsorg war, ist Platt für mich eigentlich immer die Arbeitssprache. Aber nein, laut Meckern hört man mich so gut wie gar nicht, aber ich sage schon mal deutlich: „So, kann jetzt bitte losgehen!“. Oder sowas wie: „Jetzt setzen wir uns nochmal an den Tisch und sprechen nur die Texte!“, wenn sie noch nicht sitzen. Aber das „Meckern“ ist dann auf Hochdeutsch.

 

Die drei Frauen in deinem Stück stranden wegen heftigen Schneefalls in einer alten Dorfkneipe. Erstmal eine enttäuschende Vorstellung, an Weihnachten, auf dem Weg zur Familie, irgendwo stecken zu bleiben…
Ich wäre sehr enttäuscht, wenn ich zu Weihnachten nicht bei meiner Familie sein könnte. Aber auf der anderen Seite ist es schön zu sehen, wie sich die Enttäuschung im Stück dreht, denn der kleine Zwischenstopp der drei Frauen bei dem einsamen Nikolaus, hat ja auch was Gutes, weil es diesen sehr grummeligen, von Weihnachten enttäuschten Mann, letztendlich dazu bringt, Weihnachten wieder zu genießen und zu seiner Familie zu fahren. Also: Die Geschichte hat ein Happy End. Ich liebe Happy Endings!

 

Nicht einsam sein. Ist das auch der Geist der Weihnacht für dich?
Ja, auf jeden Fall. Ich glaube, Weihnachten ist es egal, wo man ist. Es ist wichtig, dass man mit den Menschen zusammen ist, die man gern hat.

 

An Weihnachten, wie Nikolaus, allein zu sein, ist ein Gedanke, der glaube ich, jede:n berührt, oder?
Ich meine, man muss schon sehr abgehärtet sein, um sich dieser Zeit zu entziehen. Wie traurig ist es, das Weihnachtsfest allein feiern zu müssen. Aus meinem Bekanntenkreis haben viele Angst davor. Wir haben im Freundeskreis auch Alleinstehende. Für den Heiligen Abend sind wir nur ein kleiner Kreis der Familie, aber es kann gut sein, dass wir plötzlich dann doch zu zwölft sind, weil wir alle einladen, von denen ich weiß, dass sie alleine wären. Ich finde gerade diese drei Feiertage sind wirklich etwas Besonderes und da sollte man sich öffnen, besonders in einer Zeit, in der die Welt scheinbar aus den Fugen gerät, ist es noch wichtiger, dass man in seinem kleinen Kosmos aufeinander aufpasst.

 

Musik spielt zu Weihnachten eine große Rolle. In der Inszenierung doch sicher auch?
Es wird viel gesungen. Es gibt zwölf Songs im Stück, die man kennt, aber alle mit komplett neuem Text. Das heißt, das lockere Mitsingen ist nicht so einfach, da es alles plattdeutsche Texte sind. Wenn es statt „Santa Claus is coming to town“ heißt „De Wiehnachtsmann kümmt hüt‘ in de Stadt“, dann ist das für alle nachzuvollziehen, aber man kann den Text nicht locker mitsingen. Spätestens ab der dritten Wiederholung des Refrains sollte dann doch jeder mit einstimmen können.

 

Klingt nach einem Abend, um richtig in Weihnachtsstimmung zu kommen…
Weihnachten op Platt ist was Besonderes, denn „op Platt klingt allens so´n beten gemütlich". Wer nach unserer kleinen Weihnachtsshow nicht in Weihnachtsstimmung ist, dem ist einfach nicht mehr zu helfen :-))).

 

Das Interview führte Claudia Kottisch.

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