De lütte Plattschaul #2: Beim Arzt
Aus den Neuproduktionen der Fritz-Reuter-Bühne zitieren, übersetzen und erklären wir zu jeder Inszenierung eine Schlagzeile aus dem Stücktext. Sie werden sehen: Plattsnacken viel leichter als man denkt, und für Jede:n im Alltag locker anwendbar. Diesmal: Plattdeutsch für den Arztbesuch aus De Nervbüdel.
Original: „Hür mi gaud tau, du verdreihte Schietkierl. Ick gew di fief Minuten, üm mi wedder fit tau maken, süss fackel ick dien Schietklinik aw. Is dat klor?“
Aussprache: [Hühr mi gaud tau, du verdreite Schietkierl. Ick gäff die fief Minuten, ümm mi wedder fitt tau maken, süss fackel ick dien Schietklinik aff. Iss datt klohr?]
Übersetzung: („Hör mir gut zu du perverser Mistkerl. Ich gebe dir fünf Minuten, um mich wieder fit zu machen. Sonst brenne ich deine Scheißklinik nieder. Ist das klar?“)
So äußert sich der Profikiller Ralf in De Nervbüdel (Die Nervensäge), gegenüber dem Psychodoktor Wolf. Der hat ihn kurz zuvor mit seinem selbstmordgefährdeten Hotelzimmernachbarn Hans-Dieter verwechselt und Ralf präventiv eine volle Dosis Beruhigungsmittel gespritzt. Nun kann Ralf seinen Auftrag nicht mehr ausführen, wodurch der Killer nicht nur den Lohn seiner Auftraggeber riskiert, sondern auch deren Rache und somit sein Leben.
Entsprechend gereizt ist die Stimmung. Also verspricht der Psychiater: „Ick ward Se ein Amphetamin sprütten, dor süll allens fix wedder mit in de Reig kamen.“ („Ich spritze Ihnen eine Dosis Amphetamin. Das sollte alles umgehend wieder in Ordnung bringen.“) Dass das Aufputschmittel den Anschlag genauso vereitelt und dass Doktor Wolf kurz zuvor mit seiner Patientin Lisa dem Hans-Dieter die Frau ausgespannt und ihn damit erst in die Depression getrieben hat, entfesselt vollends das Chaos und verwandelt selbst den eiskalten Auftragsmörder in ein fahriges Nervenbündel: „Mien Hart jagt, mien Hännen bäwern. Wat hett disse Idiot mi ditmal sprütt’t?“ („Mein Herz jagt, meine Hände zittern. Was hat dieser Idiot mir diesmal gespritzt?“)
Hören Sie sich das gerne in einer Vorstellung von De Nervbüdel im Original an, oder probieren Sie das einfach bei Ihrem nächsten Arztbesuch! – Aber „up Platt“.
Wir wiederholen: „Hür mi gaud tau, du verdreihte Schietkierl. Ick gew di fief Minuten, üm mi wedder fit tau maken, süss fackel ick dien Schietklinik aw. Is dat klor?“
De Nervbüdel ist in der Inszenierung von Oskar Ketelhut noch bis Juni im Schweriner E-Werk sowie in einigen Gastspielstätten zu sehen.
Alle Infos und Tickets finden Sie hier.
Veröffentlicht im Mai 2022
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